Abstinenz

Wer für das Bestehen der MPU eine Abstinenz nachweisen muss, ist bei Drogenkonsum leicht und bei alkoholauffälligen Personen meist äußerst schwer zu beantworten. Während Drogenkonsumenten praktisch immer eine Drogenabstinenz, in der Regel für 1 Jahr, nachweisen müssen, kommt es bei Alkoholkonsumenten auf die entwickelte Alkoholproblematik an.

Nur wenige alkoholauffällige Kraftfahrer sind sich Ihrer Alkoholproblematik bewusst. Dabei heißt „Alkoholproblematik“ nicht zwangsläufig, dass eine Person alkoholkrank ist. Die Übergänge von einem Normalkonsum zum Missbrauch bis hin zur Krankheit und Abhängigkeit sind fließend. Dementsprechend ist auch die Einstufung der individuellen Alkoholproblematik selbst für erfahrene Berater nicht immer einfach, für die betroffene Person, ohne fachliche Hilfe, nicht zuverlässig. Ausnahmen sind die Personen, die nach dem Aufwachen erst einmal einen kräftigen Schluck brauchen, um Entzugserscheinungen zu lindern. Diese Personen wissen wie es um ihr Alkoholproblem bestellt ist.

Nicht selten werden von MPU-Beratern pauschale Abstinenzempfehlungen ausgesprochen. Das halten wir nicht nur für fachlich unqualifiziert, sondern auch für gefährlich. Wenn eine Person abstinenzbedürftig ist, sollte diese Person auch die Gründe dafür kennen und sich auch damit identifizieren können. Nur so kann eine problembewusste Abstinenzmotivation aufgebaut werden, die die Grundlage für ein alkoholabstinentes Leben stellt. Das erwartet auch der Gutachter, um die Abstinenz als ausreichend motiviert einzustufen zu können.

Wird die Abstinenz lediglich als taktisches Mittel für das Bestehen der MPU eingesetzt, ist das Ergebnis meist negativ. Die Logik „wenn ich keinen Alkohol mehr trinke, kann ich auch nicht mehr alkoholisiert Auto fahren“ funktioniert nicht.

Seien sie also skeptisch, wenn man Ihnen pauschal eine Abstinenz empfiehlt, ohne sich intensiv mit Ihrer Trinkvorgeschichte beschäftigt zu haben. Ausnahmen sind selbstverständlich, wenn es klare Hinweise auf eine fortgeschrittene, bzw. krankhafte Alkoholproblematik gibt, wie sehr hohe Promillewerte (über 2,5 Promille), ausgeprägte Kontrollverluste und Entzugserscheinungen.

Wenn die Analyse Ihrer Trinkvorgeschichte eine Abstinenzbedürftigkeit ergibt, ist es für Sie wichtig, das auch zu verstehen. Zukünftiger Alkoholkonsum hätte dann nämlich die Konsequenz, dass sich ihr Alkoholproblem weiter entwickelt und sie sich über die Zeit immer schwerer tun, Ihren Konsum zu kontrollieren.

Deutet die Analyse Ihrer Trinkvorgeschichte nicht auf eine Abstinenzbedürftigkeit hin, ist es für Sie besser, einen moderaten Umgang mit Alkohol zu erlernen und diesen auch zu praktizieren.